ChatGPT & Co. — Woran kann man KI Texte erkennen und wie verhindert man das?

ChatGPT & Co. — Woran kann man KI Texte erkennen und wie verhindert man das?

Die besten Texte schreibt man selbst. Die KI ist allerdings rekordverdächtig viel schneller und sie weiß auch mehr. Ihr Einsatz liegt nahe. Doch nicht überall ist das gern gesehen.

Wie also verhindere ich das? Wie kann ich Texte so verändern, dass sie als von mir geschrieben durchgehen? Und wenn es darum gar nicht geht, wie verbessere ich den Stil von ChatGPT und Kollegen?

Ich beziehe mich in diesem Artikel auf ChatGPT 4, die meisten Erwägungen sollten aber grundsätzlich für alle generativen KIs gelten. Lies auch: Besser Lernen mit ChatGPT — Methoden, Tricks & Prompts

Zuerst muss man wissen, dass die KI verschiedene Stile ausgeben und imitieren kann. Sie kann in “leichter Sprache” antworten, mit dem Wortschatz eines Zwölfjährigen oder dem deines Lateinlehrers. Die KI beherrscht verschiedene Stilebenen, du kannst gehobene Texte verlangen oder solche eines zwielichtigen Rappers. Das Kunsthirn kann in über 70 Sprachen parlieren, zuzüglich einiger Dialekte. Sie kann prosaisch oder lyrisch tätig werden oder streng wissenschaftlich argumentieren. Du musst ihr nur sagen, was du willst. Ja, sie kann sogar Persönlichkeiten imitieren (historische, literarische, cineastische). Und, das ist vielleicht das Beste: Sie kann deinen eigenen Stil nachahmen – sagen wir, mehr oder weniger. Du musst ihr nur etwas Typisches, von dir geschriebenes als Muster vorlegen.

Das funktioniert mehr oder weniger gut, es hängt von Thema und Schwierigkeitsgrad ab. Die Nutzung solcher Finessen dürfte es aber gehörig schwerer machen, hinterher auf einen KI-Inhalt zu schließen. Es fällt nicht mehr so ins Auge – oder gerade! Siehe auch: So hilft dir ChatGPT im Alltag – Praktische KI-Tipps für jedermann

Tools

Wie stellt man fest, dass ein Text KI generiert ist? Man entwickelt ein Gefühl dafür. Außerdem gibt es harte Indizien. Ich stelle sie dir gleich vor.

KI Texte zu erkennen fällt auch Lehrern schwer, wie eine Studie 2024 feststellte. Do teachers spot AI? Daraus zitiert: “Unsere Ergebnisse zeigen, dass die derzeitige KI mit relativ wenig Anleitung Texte generieren kann, die für Lehrer nicht erkennbar sind, was eine Herausforderung für Schulen und Universitäten bei der Bewertung von Schüleraufsätzen darstellt.”

Und dann sind da ja auch noch Tools. Man kann Texte prüfen lassen. Allerdings … die meisten Angebote sind kostenpflichtig und sie funktionieren nur auf Englisch wirklich zufriedenstellend. Mit deutschen Texten haben fast alle Probleme und stufen Texte als menschlich ein, auch wenn sie es nicht sind. Aber keine Sorge, das wird sich ändern. Probiere das GPT Radar aus, es kostet zwar, erlaubt aber ein paar Tests. Es funktioniert auch auf Deutsch.

Die Indizien und wie man sie vermeidet

Es gibt mehrere Faktoren, die einen KI-Text als solchen identifizierbar machen. Da wäre zuerst die Form. ChatGPT verwendet häufig ein- und dasselbe Template. Eine Vorrede, eine Liste mit Punkten oder Argumenten, eine Zusammenfassung, eine Warnung. Im Wesentlichen immer das gleiche. Hier solltest du zuerst ansetzen und die Liste in einen Fließtext umwandeln (lassen), die Einleitung mit eigenen Worten umschreiben, die Zusammenfassung verschieben, die lästigen Warnungen entfernen.

KI Texte

Die KI schreibt immer ihren Stiefel runter, sie variiert nicht. Sie geht lehrbuchhaft vor. Du gibst den Stil vor, und dabei bleibt sie. Als Mensch hast du eine größere Variationsbreite, wenn auch manchmal unbeabsichtigt. Das kannst du aber nutzen.

Lasse hin und wieder ein ungewöhnliches Wort einfließen. Vielleicht sogar einen grenzwertigen Ausdruck, ein Schimpfwort, etwas Abseitiges oder etwas, was man dir gar nicht zutraut. Wie wäre es mit etwas aus der Bildungssprache? Das könnte ohnehin deinen Text verbessern.

Addiere Hyperlinks, Verweise, Anmerkungen, Einschübe, alles wohldosiert, es darf nicht stören. Sorgt aber bereits für eine andere Optik, niemand wird so auf KI kommen.

Gibt der KI einen (sehr guten) Text von dir, der als Vorbild dienen soll. Weise sie an, sich stilistisch daran zu orientieren. Als Muster und Beispiel können natürlich auch die Texte andere Leute und Publikationen dienen. Few-shot heißt diese Technik.

Few-shot-Prompting ist eine mächtige Technik im Prompt-Engineering, bei der einige Beispiele in den Prompt eingefügt werden, um die Ausgabe eines KI-Modells in Bezug auf Struktur, Ton und Stil zu leiten. Diese Methode nutzt die Fähigkeit der KI-Modelle, aus einer kleinen Datenmenge zu lernen.

Wenn du meine Sätze betrachtest, wirst du feststellen, dass ich immer mal wieder umgangssprachliche Wendungen, Abkürzungen oder Wörter drin habe. So mache ich das eben, es ist meine Art. Die KI macht das nie, jedenfalls nicht von sich aus. Das musst du nicht nachahmen, aber es hilft, solche Eigenheiten zu haben. Überlege dir eine eigene!

Nutze Synonyme, um den Output zu verändern. Ersetze einige Begriffe, die die KI verwendet durch solche, die zu deinem aktiven Wortschatz gehören. Aktiv ist wichtig, denn nur dann sind sie wirklich typisch für dich, und eben nicht für einen ausgefuchsten Elektrodenker.

Erkenne typische Phrasen. Nicht nur mir ist aufgefallen, dass ChatGPT gern Formulierungen wie “Tauche ein”, “Ein Kaleidoskop” oder “Eine Reise zu …” verwendet. Eliminiere diese. Das empfiehlt er sogar selbst; wobei es ironischerweise ziemlich schwierig erscheint, ihm den Gebrauch abzugewöhnen. Ich vermute, “tauche ein” oder Englisch “delve into” ist ein Überbleibsel aus seiner Anfangszeit.

Kürze die Sätze, denn oft erzeugt ChatGPT unnötig lange Konstruktionen.

Wenn du mutig bist, impfe den KI Text mit ein oder zwei Rechtschreibfehlern. Wieso? Die KI arbeitet meist fehlerfrei, sie kennt zumindest keine Flüchtigkeitsfehler. Ein Indiz. Aber so ist es eben nicht immer, das ist dein Risiko.

Die KI weiß nicht alles, doch das zumindest hundertmal besser als jeder einzelne von uns. Leider macht sie auch inhaltliche Fehler. Lies den Text, den sie ausspuckt, deshalb unbedingt durch. Die KI begeht öfters Lapsi, sie verwechselt die Bedeutungsebene oder bringt etwas durcheinander, so als wäre sie mit den Gedanken woanders. Manchmal fehlt schlicht ein Stück. Das sollte dir auffallen, sonst kann es hinterher peinlich werden. Nicht, dass Menschen nicht auch Fehler machen, aber womöglich nicht diese …

ChatGPT “denkt” auf Englisch und übersetzt, wohl deshalb finden sich immer wieder englischsprachige Wörter, da wo sie nicht hingehören. Nicht so sehr in Fließtexten, aber gern in Aufzählungen, Beispielen und Listen. Auch Namen schreibt er öfter auf die englische Weise. Manchmal ist es nur ein Buchstabe, ein “c” wo ein “k” sein sollte, aber auch das kann als Indiz gewertet werden.

KI Texte

Die KI neigt zu Redundanzen, sie produziert mehr Text als nötig und wiederholt sich auch mal. Straffe das. Kürze insbesondere dann, wenn dein fertiger Text aus mehreren Antworten besteht, die du zusammenkopiert hast. Dann sind immer überflüssige Teile drin.

All das sind Möglichkeiten und Methoden, du musst nicht alles davon auf jeden Text anwenden. Sorge vor allem dafür, dass dein Text lesbar und interessant ist.

Humanizer

Wenn dir das alles zu viel Arbeit ist, was schade wäre, kannst du auch hier zum Tool greifen. So etwas nennt sich Humanizer (einfach danach googlen), auf Deutsch “Vermenschlicher”. So etwas gibt es auch als GPT bei OpenAi. Ein anderer aktueller Vertreter ist Undetectable. Ein Humanizer verändert den KI-Text, setzt zum Beispiel ähnliche Wörter ein. Der dann ausgegebene Text ist allerdings nicht besser als vorher, teilweise ist er sogar schlechter. Synonyme und Umstellungen fordern ihren Preis. Das wird sicherlich noch reifen und auch im Deutschen noch besser werden. Ich rate dennoch davon ab. Besser selbst Hand anlegen, als sich so einem Mixer anzuvertrauen.

Indem du diese Strategien anwendest, kannst du die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Leser, Lehrer, Kunden oder Kritiker erkennen, dass dein Text von einer KI erstellt wurde, und sicherstellen, dass der Text deiner persönlichen Marke oder deinem Stil treu bleibt.KI von A-Z: 31 Wichtige Begriffe erklärt

Werkstatt

Die Visualisierungen generierte die KI DALL-E via Bing, was darin abgebildet ist, existiert in der realen Welt nicht. Die verwendeten Fonts im Beitragsbild oben sind Anton (Google) und Alegreya Sans (Google).

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Der Autor

Sven Lennartz AvatarSven Edmund Lennartz ist Fachautor, Schriftsteller und Gründer verschiedener Online-Unternehmen, wie Dr. Web (Webdesign), Conterest (Bloggen), Sternenvogelreisen (Sprache) und Smashing Magazine (Webdesign & Entwicklung). Homepage

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